Traditionen sind ein wichtiger Bestandteil der Ftaner Kultur und werden seit Jahrhunderten gepflegt. Die Ftaner Traditionen unterscheiden sich teilweise frappant von anderen Engadiner Gemeinden, ein sehr gutes Beispiel ist der "Chalandamarz", welcher in Ftan ein eigentlicher "Fasnachtsumzug" mit ganz eigensinnigen Komponenten ist.
Jeweils am 23. Dezember nach 20.00 Uhr findet das traditionelle Weihnachtssingen mit dem gemischten Chor statt. Der Dorfrundgang hat abwechslungsweise in Ftan Grond
oder in Ftan Pitschen seinen Anfang. Alle sind eingeladen, daran teilzunehmen. Die zum grössten Teil in romanischer Sprache vorgetragenen Advents-, Weihnachtslieder und
Choräle verbreiten eine friedliche Weihnachtsstimmung über das ganze Dorf.
Seit vielen Jahren organisiert der Frauenverein Ftan jeweils anfangs Dezember eine Adventsfeier für ältere Menschen und zugleich für die Mitgliederinnen des Vereins. Bei Kuchen und Kaffee werden Geschichten über frühere Zeiten ausgetauscht, dem Pfarrer wird aufmerksam bei der Erzählung der Weihnachtsgeschichte zugehört, es wird selbst gesungen und auch die musikalischen Darbietungen finden immer grossen Anklang.
Meistens am 22. Dezember findet in der Kirche eine feierliche Weihnachtsmesse für alle, aber speziell für Kinder, statt. Grossen Lob erhalten jeweils die Schulkinder mit ihren Lehrern für ihre Weihnachtsaufführungen. Natürlich kann der hübsch dekorierte und beleuchtete Weihnachtsbaum, eben „il Bös-chin“ an diesem Abend in der Kirche von Gross und Klein bewundert werden.
Vom 1.- 24. Dezember (resp. jeweils dann noch bis zum 6. Januar) erstrahlt in Ftan täglich ein neues, liebevoll dekoriertes Adventsfenster. Gäste sowie Einheimische sind
herzlich eingeladen, ab 17.00 Uhr durch das Dorf zu spazieren, um die stimmungsvolle Adventszeit auf diese Weise zu erleben. Bei der Eröffnung des jeweiligen Fensters wird bei einigen Häusern ein kleiner Adventsapéro offeriert.
Zu Ehren des letzten Jahrestages spielen die Dorfmusikanten auf und ziehen tagsüber von 9.00 bis 16.00 Uhr von Dorfbrunnen zu Dorfbrunnen. Natürlich sind alle, Gäste und
Einheimische eingeladen, die Musikanten auf ihrem jährlichen Dorfrundgang zu begleiten, um das Jahresende gemeinsam ausklingen zu lassen.
Das alte Jahr gehört bereits der Vergangenheit an und für die Schulkinder heisst es, am Neujahrstag (Büman) früh aufzustehen. Besuchten die Kinder früher nur Verwandte und
Nachbarn, um jenen ein gutes neues Jahr zu wünschen, ziehen sie heutzutage beinah von Haus zu Haus. Als Gegenzug für das „Bun di bun on“ erhalten die Kinder Geld, Süssigkeiten oder andere Kleinigkeiten. Am Nachmittag versammelt sich der Jungendverein, welcher dann vor allem die Familien der Jugendlichen aufsucht, um den neuen Jahresbeginn zusammen gebührend zu feiern. Beim Jahreswechsel bleibt auch der eine oder andere beim Nachbarn oder bei Bekannten etwas länger sitzen, um das neue Jahr gemeinsam gemütlich zu beginnen.
Am Dreikönigsabend, begeben sich die Jugendlichen irgendwann, spät zu nächtlicher Stunde, durch das Dorf. Wer bis zu diesem sechsten Januar vergessen hat, die vom Sommer liegen gebliebenen Gegenstände rund um das Haus aufzuräumen, darf am nächsten Morgen keine Überraschungen scheuen, denn es kann sein, dass nicht mehr
alles seine Ordnung hat, oder eben doch? Gut sichtbar werden die gezügelten Gegenstände haufenweise auf dem Dorfplatz deponiert. Die Suche kann beginnen…
Am Samstag vor dem ersten Montag des Februars wird in Ftan Schüschaiver gefeiert, ursprünglich das Fest der Vereidigung der Gemeindebehörde. Die Tradition der Vereidigung wurde nun durch die Gemeindefusion ab 1. Januar 2015 gebrochen, aber der Schüschaiver lebt in Ftan trotzdem weiter. Der Samstagmorgen beginnt für die Jugendlichen des Dorfes mit dem üblichen Holzschlagen. Nach verrichteter Arbeit kehren sie mit Pferd und Wagen mit dem von Hand geschlagenen Holz ins Dorf zurück. Das Holz wird am Festabend ausgelost und der Erlös geht zu Gunsten des Jugendvereins.
Am Nachmittag marschieren die ausgelosten Pärchen in festlicher Engadinertracht von Ftan Pitschen zum Schulhaus, begleitet von der Musikgesellschaft. Nebst den musikalischen
Darbietungen der verschiedenen Dorfvereine wird eine Festrede gehalten. Zur Unterhaltung und zum Tanz spielt am Nachmittag und am Abend eine Live Musik zum Schüschaiver Ball auf.
Der seit einigen Jahren wieder ins Leben gerufene, inzwischen über die Dorfgrenze hinaus bekannte Maskenball in Ftan mit speziell schöner Saaldekoration nimmt Jung und Alt, Zuschauer und zugleich die Maskierten selbst in den Bann. Alltägliches, Ursprüngliches, Urchiges, Dämonisches wird verkörpert, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Maskentreiben, begleitet von einer Live Musik sorgt für Spannung und Unterhaltung zugleich, bis in die frühen Morgenstunden. Gegen Mitternacht wird das Geheimnis der Maskerade gelüftet. Prämiert werden Einzelpersonen, Paare sowie Gruppen in ihrer Schönheit und Originalität. Schauen auch Sie vorbei! Der Maskenball findet meistens alle zwei Jahre im Februar statt.
Am Vortag des Chalandamarz versammeln sich die jüngeren Kinder im Vorschulalter am Morgen abwechslungsweise von Jahr zu Jahr beim Schulhausplatz oder bei „Bügl Suot“ in Ftan Pitschen und läuten mit ihren Schellen „Talocs“ genannt, den Winter aus. Bekleidet mit einer blauen oder roten Bauernbluse, mit einer lustigen Zipfelmütze und einem durch die Zündholzschachtel gezogenem Halstuch, gehen die Kinder mit Rucksack und Schellen von Dorfplatz zu Dorfplatz. Die in einem Holzschubkarren gesammelten Süssigkeiten und Kleinigkeiten werden am Schluss von der Kindergärtnerin aufgeteilt, so dass alle Kinder am Mittag mit einem vollen Rucksack zufrieden nach Hause zurückkehren.
Seit Generationen zählt, der durch die bekannte Geschichte des Schellen-Urslis gelebte Brauch, zu einem wichtigen Bestandteil der Ftaner Kultur. Weltweit kennen wir die Vertreibung des Winters, böser Dämonen und Geister, Riten zu Ehren der Fruchtbarkeit, sowie die Ankündigung einer neuen Jahreszeit. So findet dieser Brauch in Ftan jeweils an dem zum ersten März nächstgelegen Samstag statt und unterscheidet sich in seiner Durchführung von all den anderen Dörfern im Engadin. Der Chalandamarz hat in Ftan seine Eigenartigkeit seit Generationen bewahrt – die Redeist unter anderem von den gruseligen, übel riechenden Schweineblasen, die am
Vormittag von den originell maskierten Schuljungen und am Nachmittag von den jungen Männern nach Lust und Laune zum Einsatz gebracht werden. Der Schulälteste darf die „Bolavitra“ auf dem Kopf tragen und muss zum Rechten sehen. Für die Schulmädchen bis zur neunten Klasse beginnt der Chalandamarz Tag sehr früh. Am Vortag wird ein Versteck bekannt gegeben, wo sich die Mädchen früh morgens treffen
und gemeinsam frühstücken. Die Aufregung ist gross, die Spannung steigt und die Maskierten warten nun ungeduldig ab, bis sich die Mädchen aus ihrem Versteck wagen. Aber auch die Chalandamarz Zeitung, die mit witzigen, satirischen Texten und Illustrationen das vergangene Jahr beleuchten, wird mit Schmunzeln gelesen. Gelegentlich wird die Chalandamarz Tradition von närrischem Übermut überrumpelt. Kann es doch geschehen, dass die etwas rauen Unsittlichkeiten zu Gesprächsstoff führen. Vielleicht werfen Sie einen Blick über den Zaun… Der Abend des gleichen Tages wird mit Darbietungen des Kindergartens und der Dorfschule umrahmt. Danach steht dem Tanzabend, speziell nur für die Schulkinder und die Jugendlichen, nichts mehr im Wege. Kurz vor Mitternacht ist eine Tanzpause für die mitgebrachte „Marenda“ angesagt. Die Jugendlichen servieren dazu einen feinen Kaffee. Das gemeinsame Mitternachtsessen vermittelt unter der Dorfbevölkerung ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Am nächsten Tag erinnern noch Konfettis und geplatzte Schweineblasen an das
vergangene Fest.
Dieser Brauch steht in direktem Zusammenhang mit der Landwirtschaft. So werden die Dorfbewohner von den Bauern und Bäuerinnen jedes Jahr an einem Abend vor dem
Alpaufzug in einem Restaurant im Dorf zum Rühreieressen eingeladen. Dieses Fest bietet Gelegenheit, Kontakte zwischen Bauern und Nichtbauersleute zu pflegen, das Alppersonal offiziell zu begrüssen und mit Ihnen einen schönen Abend zu verbringen.
Die Musikgesellschaft Ftan konzertiert im Juli fast jährlich auf dem Dorfplatz in Ftan Grond oder bei Bügl Suot in Ftan Pitschen. Es ertönen unter freiem Himmel gemischte Klänge von Trompete, Bass, Tenor, Bariton, Posaune, Schlagzeug, Klarinette, Saxophon usw. von ca. dreissig aktiven Musikanten und Musikantinnen. Als Zuhörer/in dabei zu sein lohnt sich!
Schon längst ist das Sommerfest der Musikgesellschaft an einem Juli Wochenende Tradition, welches jeweils ausgangs Dorf Richtung Ardez stattfindet. Am Samstagabend wird zum Ball eingeladen, am Sonntagnachmittag werden musikalische Produktionen vorgeführt.
Die Jagdhornbläsergruppe von Ftan organisiert jährlich im Juli bei Bügl Suot auf dem Dorfplatz in Ftan Pitschen einen folkloristischen Abend. Die besonders typische Engadiner
Häuserkulisse sowie die musikalischen Produktionen geben dem Fest einen ganz speziellen Charakter. Mit Festwirtschaft.
Am 1. August wird in der ganzen Schweiz der Eidgenössische Nationalfeiertag mit traditionellen Festansprachen gefeiert umrahmt mit musikalischen Produktionen.
Die Jagd zählt zu den ältesten Uraktivitäten des Menschen und geniesst heutzutage in unserer Region einen hohen Stellenwert. Vor einigen Jahren wurde eine dorfeigene
Jagdhornbläsergruppe gegründet, die sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, jedes Jahr den Beginn der Jagd musikalisch anzukünden. Der Aufruf zur Jagd lässt die
Herzen aller Jäger höher schlagen - die mit Leidenschaft lang ersehnte Jagdzeit wird nun wieder Realität.
Gegen Ende September kehren die Kühe von der Alp Laret zurück. Nicht nur für die Kühe, sondern auch für das Alppersonal heisst es nun, vom Alpleben Abschied zu
nehmen. Am Nachmittag treffen die mit Blumen geschmückten Kühe im Dorf ein. Die Kühe, welche am meisten Milch geben, werden mit den prächtigsten und grössten
Blumenkränzen geschmückt. Währenddem sich die Kühe ein letztes Mal auf der Sainas Wiese zur Schau stellen, geniessen die Zuschauer diesen Anblick und werden gleichzeitig von den Bauersleuten kulinarisch verwöhnt.